Österreichischer Gewerkschaftsbund

Österreichischer Gewerkschaftsbund,

 

Abkürzung ÖGB, am 30. 4. 1945 gegründeter, in 13 Gewerkschaften gegliederter gewerkschaftlicher Fachverband; Sitz: Wien. Der ÖGB umfasst als Bund aller 13 Gewerkschaften Arbeiter, Angestellte und Beamte. Oberstes Organ ist der alle vier Jahre stattfindende Bundeskongress, an dem Delegierte der 13 Gewerkschaften teilnehmen (Anzahl je nach Mitgliederstärke). Der Bundeskongress wählt das ÖGB-Präsidium und die Kontrollkommission. Zwischen den Bundeskongressen tagt in regelmäßigen Abständen der Bundesvorstand, in dem alle Gewerkschaften und alle Fraktionen vertreten sind. Der ÖGB ist überparteilich, jedoch bestehen innerhalb seines Apparates Fraktionen der sozialdemokratischen, der christlichen und der kommunistischen Gewerkschafter sowie einige Splitterfraktionen. Organisatorisch ist der ÖGB gekennzeichnet durch einen extremen Zentralismus, der sich in der Finanz- und Personalhoheit, in der Kontrolle des Gewerkschaftsvermögens sowie im dominierenden Einfluss auf die Lohnpolitik offenbart. Zuständig für Tarifverhandlungen sind allein die Gewerkschaften, das Recht, die Tarifabschlüsse zu unterzeichnen, liegt aber beim ÖGB. Der ÖGB, der die Tarifpolitik koordiniert, nimmt an dem System der Wirtschafts- und Sozialpartnerschaft teil, das in der Paritätischen Kommission für Löhne und Preise und den Kammern für Arbeiter und Angestellte seinen Ausdruck findet und Streiks weitgehend vermeidet. Der ÖGB hat rd. 1,5 Mio. Mitglieder. ÖGB-Präsident ist (seit 1987) F. Verzetnitsch. - Neben der Monatszeitschrift »Solidarität« der ÖGB-Zentrale gibt jede Gewerkschaft ein zentrales Publikationsorgan heraus.

 

Literatur:

 

F. Traxler: Evolution gewerkschaftl. Interessensvertretung. Entwicklungslogik u. Organisationsdynamik gewerkschaftl. Handelns am Beispiel Österreich (Wien 1982).